Ein Blick auf die Alte Fahrt: Die historische Uferbebauung begann an der Langen Brücke und erstreckte sich über die Humboldt- und Burgstraße bis in das Heilig-Geist-Viertel. Passanten, die über die Lange Brücke kamen, bot sich ein malerischer Anblick, wie ein „Kleinvenedig“. Die Bebauung fiel den Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs im April 1945 zum Opfer. Foto: Ernst Eichgrün
Historischer Kalender 2023
Der Kalender für das Jahr 2023 versammelt Fotografien aus der Sammlung Eichgrün, die höchst wahrscheinlich nicht alle von Ernst Eichgrün selbst stammen (können). Dies betrifft beispielsweise die Aufnahmen von der Langen Brücke aus der Mitte der 1880er Jahre, die nach Meinung vom Kalender-Herausgeber Peter Rogge aus dem Atelier Selle stammen. In diesem Atelier war Ernst Eichgrün ab Mitte der 1880er Jahre als Fotograf angestellt. Ernst Eichgrün gründete sein eigenes Fotoatelier erst 1890.
Ein Blick in den Kalender zeigt im Monat Januar die gusseiserne Lange Brücke, die 1822 von Friedrich Schinkel entworfen worden war und 1886 durch eine Steinbrücke ersetzt worden ist. Es ist der Blick vom Brückenwärterhaus über die Lange Brücke zum Stadtschloss. Die Brücke überspannte mit acht gusseisernen Bögen den Fluss. Ein Schiffsdurchlass mit einer Doppelklappe befand sich am süd-östlichen Brückenende, hier war als Vorläufer der späteren Neuen Fahrt eine Fahrrinne entstanden.
Das Juni-Kalenderblatt zeigt einen Blick über den Bassinplatz zur katholischen Kirche St.Peter und Paul links und der Gloriette in der Mitte des Platzes. Die auch unter dem Namen „Tabakshäuschen“ bekannte Gloriette geht auf den Irrtum zurück, Friedrich Wilhelm I. habe dort sein Tabakskollegium abgehalten. Überliefert ist lediglich ein Festessen des Königs samt Bericht über die umständliche Anlieferung der Speisen. Die im Zweiten Weltkrieg unbeschädigt gebliebene Gloriette wurde im Winter 1945/46 abgerissen. Heute befindet sich dort ein sowjetischer Soldatenfriedhof mit einem Ehrenmal.
Eine völlig aus der Zeit gekommenene Aufnahme zeigt das Juli-Kalenderblatt. Auf den ersten Blick ist die Brandenburger Straße mit Blick zur katholischen Kirche St. Peter und Paul erkennbar. Beim genaueren Hinsehen wird ein Zeppelin sichtbar, der über die Brandenburger Straße fliegt.
Mit den historischen Fotografien wird die Geschichte Potsdams anschaulich und lebendig – „fotografische Kostbarkeiten“ nicht nur für Potsdam-Liebhaber. Der historische Kalender kostet 18,90 Euro. Es gibt ihn im Potsdamer Buchhandel und er kann auch im Internet auf www.potsdamkalender.de bestellt werden.
