Die hölzerne Gründung des Langen Stalls ging mehr als zehn Meter in den Boden, um der freitragenden Konstruktion ausreichend Stabilität zu verleihen
Bei archäologischen Ausgrabungen für das neue Kreativquartier kam Überraschendes zum Vorschein. Der "Lange Stall" stand auf einer aufwendigen hölzernen Gründung. Bis zu 10,50 Meter lange angespitzte Kiefernstämme sorgten für festen Stand im feuchten Untergrund.
Der stützenfreie Innenraum des Langen Stalls, der 1734 nach dem Entwurf von Pierre de Gayette in Fachwerk als Reit- und Exerzierhaus erbaut wurde, war im 18. Jahrhundert eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Noch ist nicht der ganze Grundriss archäologisch untersucht. Einige bereits sichtbare Holzpfähle im Innenraum deuten jedoch darauf hin, dass im Verlauf der weiteren archäologischen Untersuchungen mit spannenden neuen Erkenntnissen zur Baugeschichte zu rechnen sein wird.
Einige Gründungspfähle könnten auf bisher unbekannte Baudetails oder einen noch älteren Bau an dieser Stelle hinweisen. Eine vollständige archäologische Untersuchung kann aber erst ausgeführt werden, wenn in der künftigen Baugrube der Grundwasserspiegel abgesenkt wird. Mithilfe der Jahrringchronologie wird es dann auch möglich sein, die hölzernen Gründungskonstruktionen zeitlich einzuordnen und einzelne Bauphasen zu erkennen.
Der Lange Stall, ein eingeschossiger Fachwerkbau von rund 166 Metern Länge, geriet 1945 zusammen mit der Garnisonkirche in Brand und wurde abgebrochen. Erhalten blieb nur die von Georg Christian Unger unter Friedrich dem II. im Jahr 1781 dem schlichteren älteren Bau neu vorgeblendete Schaufassade zur Breiten Straße.
Östlich der Fundamente des Langen Stalls sind zurzeit die Fundamente der Preußischen Oberrechnungskammer aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sichtbar. Darunter verbergen sich noch ältere Spuren der ersten bürgerlichen Wohnbebauung auf der ehemaligen kurfürstlichen Freiheit aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zahlreiche Abfallgruben im Hof mit Geschirr, Fragmenten von Weinflaschen und Tabakspfeifen sowie Austernschalen erzählen von der durchaus gehobenen Alltagskultur der Bewohner.
Spatengrabespuren und kleine Gräben unter Fußböden und in den Hofbereichen sind noch ältere Zeugnisse der bis zum Ende des 17. Jahrhunderts genutzten Gärten vor der Stadt. Das gesamte künftige Kreativquartier ist Teil des geschützten Bodendenkmals Altstadt Potsdam mit seiner ur- und frühgeschichtlichen Vorbesiedlung. Insgesamt müssen für das Bauvorhaben fast 10.000 Quadratmeter künftige Baufläche archäologisch untersucht werden. Etwa die Hälfte davon hat das vom Bauherrn beauftragte Archäologenteam unter der Leitung von Dr. Gerson Jeute seit Oktober bereits ausgegraben.