Gedenkveranstaltung für Opfer rechter Gewalt
Der 16. Juni ist ein besonderes Datum für die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow. An diesem Tag ereignete sich vor 26 Jahren der rechtsextreme Angriff auf Noël Martin. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung wird jedes Jahr am 16. Juni an die Tat und an die Opfer rechter Gewalt erinnert. In diesem Jahr wurde eine Gedenkstele an der Noël-Martin-Brücke (Glasower Damm) enthüllt. Auf der Stele sind wichtige Ereignisse aus dem Leben Noël Martins dargestellt; so auch die Tat, die sein Leben von Grund auf veränderte.
Bürgermeister Michael Schwuchow enthüllte die Stele gemeinsam mit Michael Ferguson, der die Übersetzung des Stelentextes ins Englische übernahm und als langjähriger Freund Noël Martins jahrelang den Kontakt nach Birmingham, der Heimat Noëls, aufrechterhielt.
"26 Jahre sind seit dem rassistischen Angriff auf Noël Martin vergangen. Ein Angriff, der sich nicht gegen die Person Noël Martins richtete, sondern gegen seine Hautfarbe, gegen seine Kultur und gegen ein friedvolles gesellschaftliches Miteinander“, erinnert Schwuchow.
Der Bürgermeister betont, dass Noël Martin seinen Angreifern, trotz schwerwiegender körperlicher Verletzungen, vergeben und sich vom Hass befreit und dadurch Größe bewiesen hätte. Martin hätte stattdessen seine Energie in verbindende Aktionen gelegt, hat Jugendaustausche initiiert und damit Brücken geschlagen. „Das sollten wir uns zum Vorbild nehmen. Als Gesellschaft müssen wir die Weichen stellen, ein offenes, angenehmes und tolerantes Umfeld zu schaffen, in dem Austausch und Argumente stets mehr zählen als Drohungen und Gewalt.
Auch deswegen ist es wichtig, dass wir weiterhin Zeichen setzen. Nicht nur die neue Stele an der Noël-Martin-Brücke ist ein solches Zeichen. Auch unsere Gedenkreihe, die jedes Jahr am 16. Juni an die Opfer rechter Gewalt erinnert und unser langjähriges Engagement gegen Rassismus zeigen, wie wichtig uns ein friedvolles, gleichberechtigtes und tolerantes Miteinander ist."
Durch die im Anschluss an die Enthüllung der Stele stattfindende Gedenkveranstaltung führte Vera Hellberg, Mahlower Ortsvorsteherin und Vorsitzende des Vereins Bürger für Bürger. Elisabeth Strauch vom Verein Opferperspektive und René Schreiter, Geschäftsführer der Stiftung großes Waisenhaus richteten sich ebenfalls an die etwa 40 Teilnehmenden.
Schüler der Astrid-Lindgren-Grundschule trugen Auszüge aus der mittlerweile sehr umfangreichen "Baumchronik" vor. Die von den Kindern gestaltete Chronik sammelt Gedichte, Gedanken und Sichtweisen zum Anschlag. Jedes Jahr wird die Sammlung von einer neuen Klassenstufe erweitert.
Die Veranstaltung wurde durch das Duo Bookwood musikalisch begleitet. Mit ihren energiereich vorgetragenen und dennoch melancholisch angehauchten Liedern setzten sie Akzente.
Hintergrund
Am 16. Juni 1996 wurde Noël von rechtsgerichteten Jugendlichen am Mahlower Bahnhofsvorplatz beschimpft und bedroht. Er flüchtete mit seinem Auto, wurde jedoch verfolgt. Beim Überholvorgang warfen die beiden Täter einen großen Stein in das fahrende Auto Noëls, der die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Seitdem war er vom Hals abwärts gelähmt und völlig auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.
Jährlich erinnerte die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow am 16. Juni im Rahmen einer Gedenkveranstaltung am Ort des Geschehens an das schreckliche Ereignis.
Am 14. Juli 2020 verstarb Noël Martin in Birmingham. Er wurde 60 Jahre alt.