Der Landkreis Dahme-Spreewald präsentiert sich auf der Grünen Woche vor allem mit seinen regionalen Produkten aus dem Spreewald. Neben Leinöl- und Merrettichprodukten steht vor allem die eingelegte Spreewälder-Gurke im kulinarischen Fokus. Foto: Kasjan Farbisz | Pixabay
Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD, links) überzeugte sich bei der Vorstellung der Produkte aus Potsdam auch vom Potsdamer Gartenhonig, den Rainer Gartemann am Gemeinschaftsstand der Stadt präsentieren wird. Foto: Siegmar Trenkler
Alles rund um die Grüne Woche
Nach zwei Jahren Unterbrechung findet die Internationale Grüne Woche (IGW) vom 20. bis 29. Januar wieder als öffentliche Veranstaltung in Berlin statt. Mit dabei sind viele brandenburger Regionen, die sich und ihre Produkte präsentieren.
Die Gesamtsituation für die lebensmittelproduzierende Land- und Ernährungswirtschaft in Brandenburg ist laut dem Agrarmarketingverband pro agro derzeit schwierig. Die Betriebe würden nach dem bereits schwierigen Pandemiejahr 2021 mit einer Ausweitung der Umsatz-Kosten-Schere konfrontiert, wie eine Befragung von Unternehmen ergab. „Zu den Strompreiserhöhungen bis zum Fünffachen des Vorjahreswerts kommen steigende Rohstoffpreise, rasant anziehende Personalkosten durch Inflation und Mindestlohngesetzgebung, sowie galoppierende Logistikkosten“, sagt Kai Rückewold, Geschäftsführer von pro agro. „Diese Kostenspirale bei gleichzeitig stagnierenden Preisen durch die Handelspartner und die inflationsbedingte Flucht der Verbraucher in NoName- und Billigprodukte bereiten unseren Mitgliedern heftige Existenzsorgen.“ Zwei Drittel der befragten 650 Unternehmen nutzen den Lebensmitteleinzelhandel als Vermarktungsweg.
Die Grüne Woche ist für viele Betriebe daher eine Chance, neue Kunden zu gewinnen. Ein eigener Stand sei dafür aber gar nicht denkbar, erklärt beispielsweise Diplom-Braumeister Jörg Kirchhoff von der Braumanufaktur Potsdam. Das liege nicht nur daran, dass es Kleinbrauereien im ganzen Land nach den zwei Jahren Krise nicht gut gehe. Auch die Absatzzahlen in Biomärkten seien dramatisch eingebrochen. Vor allem sei das Prozedere bei der Messe selbst aufwendiger geworden. „Es ist teurer und bürokratischer geworden“, so Kirchhoff. Der Trend geht daher immer mehr zu Gemeinschaftsständen: Die Waren werden in einem größeren Rahmen bei der Messe vorgestellt. Die Stadt Potsdam präsentiert sich am Stand 134. An den Ständen 149 und 150 kommen Fans des Spreewalds auf ihre Kosten. Dort wird eine Auswahl der 1.600 Produkte vorgestellt, die unter der Dachmarke Spreewald erhältlich sind – darunter die beliebten Spreewälder Gurken. Der Gemeinschaftsstand des Landkreises Teltow-Fläming mit der Nummer 135 befindet sich in der Brandenburg-Halle direkt gegenüber der Bühne. Auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark betreibt einen Gemeinschaftsstand auf der Ernährungsmesse.
Tickets für die Grüne Woche können Besucher im Netz auf
www.gruenewoche.de bestellen. Eine Dauerkarte, die an allen Veranstaltungstagen gültig ist, kostet 42 Euro. Für die reguläre Tageskarte werden 15 Euro fällig, zur Happy Hour zehn Euro.
Lage der Wirtschaft
Die Situation von Betrieben in der Land- und Ernährungswirtschaft in Brandenburg ist nicht einfach. Trotz gestiegener Preise im Einzelhandel bleibt den Produzenten selbst wenig. Das belegt nicht nur eine Umfrage des Agrarmarketingverbands pro agro vor dem Start der Internationalen Grünen Woche.
Laut der brandenburgische Unternehmer-Initiative der Ernährungswirtschaft stehen wegen stark gestiegener Rohstoffpreise, der Explosion der Strom- und Logistikkosten, der Auswirkungen von Mindestlohn und inflationsbedingten Lohnsteigerungen viele mittelständische Unternehmen mit dem Rücken zur Wand. Das betreffe nicht nur alle, die ihre Produkte über den Einzelhandel vertreiben, sondern auch Unternehmen mit eigenen Filialen, Hofläden sowie Direktvermarkter. Sie alle können die Verkaufspreise nicht den Kostensteigerungen anpassen, da sonst noch mehr Absatz wegbrechen würde.
Schon jetzt würden bis zu 50 Prozent weniger regionale Produkte nachgefragt, so die Initiative. Die Internationale Grüne Woche ist daher für viele eine willkommene Chance, ihre Produkte einem breiteren Publikum vorstellen zu können - oft an Gemeinschaftsständen, die unter anderem von Landkreisen oder Wirtschaftsförderern organisiert werden. Wegen der wirtschaftlichen Herausforderungen sei aber das Wiedersehen mit Verbrauchern kein unbeschwertes Fest der Freude, betont die Initiative. Zugleich bemängelt sie fehlende Unterstützung von Seiten des brandenburgischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Energie bei der Ausrichtung einer Zukunftsstrategie. Und das, obwohl die Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten schon seit zehn Jahren auf der Agenda der Länder Brandenburg und Berlin stehe und von der brandenburgischen Regierung vor drei Jahren sogar explizit im Koalitionsvertrag verankert worden sei. „Zur Internationalen Grünen Woche werden wir Warenkörbe zusammenstellen, die aufzeigen, dass regionale Markenprodukte nicht schlechter und vor allem nicht teurer als Wettbewerbsprodukte sein müssen“, so Sebastian Kühn, Geschäftsführer bei Eberswalder Wurst und Fleisch, über die Ziele der Unternehmer-Initiative.
Der spreewälder Stand
Der Spreewald präsentiert sich in der Brandenburghalle 21a an gleich zwei Ständen: Während an einem eine Auswahl der unter der Dachmarke Spreewald zertifizierten 1.600 Produkte samt täglich wechselnder Unteraussteller präsentiert wird, gibt es am anderen hauptsächlich frische Spreewälder Gurken, berichtet Jessica Heitepriem vom Spreewaldverein. Saft, alkoholische Getränke, Leinöl, Merretticherzeugnisse, Aufstriche, Dips, Marmeladen, Eis, Schmalzstullen, Nussschinken, Imkerhonig und mehr wird der Verein ansonsten auf der Ernährungsmesse präsentieren. Zudem geht es am Sonntag, 22. Januar, auch auf der Bühne um die Spreewaldregion. Gleich zwei Bühnenslots wurden dafür reserviert. Dort geht es dann auch um einen sehr breiten Mix - von Kochauftritten über Themen wie Digitalisierung bis hin zur Vorstellung von Trachten wird es an dem Tag mit nur einer halbstündigen Unterbrechung von 10.30 bis 15 Uhr allerhand für Besucher zu erleben geben. Auch Musik aus dem Spreewald wird es dabei zu erleben geben: mit dem Duo LeDazzo, das aus Lena Hauptmann und Dan Baron besteht und das laut Ankündigung einen Mix aus Jazz, Latin und Serbski Pop auf die Bühne bringt.
Einen Unterschied zu früheren Auftritten der Spreewaldregion bei der Internationalen Grünen Woche wird es aber auf jeden Fall geben, erklärt Heitepriem. Warmes Essen wird an den Ständen nicht angeboten. Das liegt einerseits an den Energiepreisen. Vor allem wäre aber der personelle Aufwand deutlich höher, berichtet sie.
Der Stand für Potsdam
Am Gemeinschaftsstand der Stadt Potsdam, Nummer 134, werden zehn Anbieter präsent sein, darunter die Rot Catering GmbH, das Obstgut Marquardt, Gartenbau Buba, die Landbackstube Fahrland, die Fleischerei Pirsch, Potsdamer Gartenhonig, die Kumema GmbH und die Braumanufaktur. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark wird sich ebenfalls in der Brandenburg-Halle vorstellen, um die Vielfalt des Leistungsspektrums im ländlichen Raum widerzuspiegeln. Gleich zu Beginn sind dort Buchal-Kerzen aus Reetzerhütten und Kaiser-Bär aus Schlamau zwei Tage lang vertreten. Die Seifenmanufaktur von Gabi Sußdorf wird Produkte wie Hand und Lippenpflege und Pflanzenölseifen präsentieren, die Steintherme Bad Belzig, die Rädigker Agrargesellschaft sowie Familie Eggenstein, die ihren Single Malt Whisky präsentiert. Auch Kräuter-Heidi aus Ferch wird vor Ort sein, genau wie der Gin Moody Albert, der präsentiert wird. Am Freitag, 27. Januar wird das Bühnenprogramm in der Brandenburg-Halle von Akteuren aus Potsdam-Mittelmark gestaltet. Der Brandenburg-Tag ist am Montag, 23. Januar.
Stand für Teltow-Fläming
Hersteller aus Teltow-Fläming werden sich und ihre Produkte in der Brandenburg-Halle 21a am Stand 135 präsentieren. Landrätin Kornelia Wehlan freut sich, dass das „nach zwei Jahren Abstinenz“ wieder möglich ist. „Von uns kann man sich einiges abgucken, denn wir stellen schon seit einigen Jahren gemeinsam mit den Städten und Gemeinden ein äußerst vielseitiges und attraktives Programm auf die Beine – stets gestaltet von den Menschen, die unsere Region ausmachen.“ Schon seit 2009 gibt es den Gemeinschaftsstand des Kreises. „Die Grüne Woche ist nicht nur ein Gästemagnet, sondern auch für uns schon längst zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden“, betont Dezernent Siegmund Trebschuh. Besucher können sich am Stand von Teltow-Fläming auf kulinarische Köstlichkeiten und Aktivitäten freuen. Anbieter aus dem Kreis sind darüber hinaus mit der Lienig Wildfruchtverarbeitung GmbH in der Streetfood-Halle sowie das Schloss Diedersdorf vertreten. Vorgestellt wird auch eine Neuheit: den Teltow-Fläminger Frühstücksteller nebst Kaffee- und Abendgenuss. Beim „Fläming-Tag“ gibt es außerdem ein Programm mit mehr als 100 Beteiligten, das vom Tourismusverband Fläming auf die Beine gestellt wurde.
An den ersten Tagen der Messe werden sich unter anderem die Neumarkt Fleischerei aus Jüterbog, der Tourismusverband Fläming, die Süßmost Weinkelterei Hohenseefeld und die Klosterdestillerie Kloster Zinna sowie die Stadt Jüterbog vorstellen. Unteraussteller am Teltow-Fläming-Stand sind ab Sonntag, 22. Januar, der Landgasthof Jüterbog und der Gutwald, der Heimatverein Jüterboger Land, die Fläminger Genussland GmbH, das Amt Dahme/Mark, Coolback, die Gemeinden Nuthe-Urstromtal und Am Mellensee sowie die Städte Luckenwalde und Baruth/Mark, Dahmequell Landprodukte, die Saalower Mast GmbH mit Landfleischerei zum Brunnenhof, die Mühle Steinmeyer in Zusammenarbeit mit „Supertörtchen“, die Pelicano Kaffee-Rösterei, Merzdorfer Landbrot, Urstrom Kaese, das I-KU Institut für Entwicklung des ländlichen Raumes und weitere Anbieter. Am Samstag, 28. Januar, stellt Lederzauberin Karin Sallmann aus Nuthe-Urstromtal zum Tourismustag auf der Aktivfläche für Handwerker ihr Können unter Beweis. Auch die Kreativ- und Patchworkbude Pension Wahlsdorf ist bei der Veranstaltung vertreten.