Die Darstellbarkeit von „Zeit“ und die Umsetzung des Themas in Material- und Seherfahrungen
Andrea Grote setzt sich seit vielen Jahren auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema „Zeit“ und „Veränderung“ auseinander. Seit Ende 2020 begibt sie sich auf künstlerische Spurensuche, die sie unter anderem in Kirchen und auf historisch relevante Plätze und Orte führt. In In der Ausstellung „shaped layers“ - geformte Schichten - im Rathaus Kleinmachnow stellt die Künstlerin ihre Arbeiten vor.
Für Andrea Grote wirken Kirchenbauten und -räume sowie die über einen langen Zeitraum „gewachsenen“ Plätze mit ihren unterschiedlichen Fußböden wie „Speicher“ vergangener Jahrhunderte. Die aus Fels-, Backstein oder Marmor geschaffenen Fußböden und Wände spiegeln die Aura vergangener Zeiten wider. Die häufig ehemals sorgsam mit Mustern gestalteten Böden und Wände weisen durch sehr lange Nutzung, Wettereinflüsse, Kriege und Zerstörung an vielen Stellen Brüche, Löcher und vielfältige Benutzungs- und Renovierungsspuren auf. Häufig mit viel Kunstverständnis gelegt, repräsentieren gerade die Fußböden ein vergangenes, in der damaligen Zeit relevantes Kunst- und Handwerksverständnis, welches sich aber erst auf den zweiten Blick erschließt.
Die von der Künstlerin häufig aus der Top-Shot-Perspektive fotografierten Böden sind Grundlage für weitere künstlerische Bearbeitungen. Verschiedene Material-, Farb- und Papierschichten mit unterschiedlicher Transparenz werden in längeren Arbeitsprozessen zeitlich hinter- und übereinander aufgetragen. Sie durchdringen und überlagern sich und machen - quasi auf künstlerischem Wege – das Thema „Zeit“ sicht- und spürbar. Die so entstandenen Werke ermöglichen einen neuen Blick auf die Motivwahl, welche auf vielfältige Art und Weise mit sehr unterschiedlichen Erinnerungen und Erfahrungen behaftet sind.
Dabei greift die Künstlerin gelegentlich auch auf die Nutzung aktueller digitaler (Zeichen-)Apps zurück, die wie eine weitere „Zeit-Schicht“ auf die gewählten, fotografierten Fußböden und manchmal auch Wände gelegt werden. Die verschiedenen Muster und Zeichnungen verbinden sich optisch mit den fotografierten Fotos und können, auf ein Trägermaterial gedruckt, in einem weiteren künstlerischen Arbeitsprozess verändert und in etwas Neues überführt werden.
Zeitgleich fertigt die Künstlerin in Aktionen vor Ort - durch das Auflegen von verschiedenen transparenten Papieren auf Fußböden - Serien von Frottagen an, die die besondere, historisch geschaffene Oberfläche signifikanter Fußböden abstrahierend erfassen und widerspiegeln: Risse, Löcher, Altersspuren der Steine sowie Staub, Steine und Gras werden damit sichtbar. Die so gewonnenen Zeichnungen lassen die Aura des Ortes in all ihrer Vergänglichkeit spürbar werden.
Die Ausstellung im Rathaus Kleinmachnow, Adolf-Grimme-Ring 10, wird bis 31. Januar 2023 gezeigt. Öffnungszeiten sind Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 9 bis 18 Uhr, jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr und während der Veranstaltungen. Der Eintritt ist frei.