Umweltverbände fordern von Stadtwerken und Oberbürgermeister schnelleres Handeln
Eine beschleunigte Wärmewende fordern Umweltverbände und Experten in einem offenen Brief an Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert und EWP-Geschäftsführer Eckard Veil. Vor allem der in der Dekarbonisierungsstrategie der Stadtwerke von 2017 und der im „Masterplan 100 % Klimaschutz 2050“ festgeschriebene Technologiemix wird darin kritisiert. Die darin enthaltenen Pläne stünden nicht im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen und dem Klimaschutzgesetz des Bundes. Zudem würden sie eine bezahlbare Wärmeversorung für alle Potsdamer gefährden.
Im Klimaschutzgesetz des Bundes sind im Vergleich zu 1990 Emissionsminderungen von 65 Prozent bis zum Jahr 2030 und von 88 Prozent bis zum Jahr 2040 vorgesehen. Die Treibhausgasneutralität soll 2045 erreicht werden. „In der Dekarbonisierungsstrategie für Potsdam wird jedes dieser Ziele verfehlt“, heißt es im Schreiben, das von der Bürgerinitiative „Tschüss Erdgas!“ initiiert wurde.
Masterplan und Dekarbonisierungsstrategie sehen vor, dass auch 2050 noch etwa die Hälfte der Potsdamer Fernwärme in einem Heizkraftwerk erzeugt werden. „Das dabei benötigte Erdgas soll schrittweise durch grünen Wasserstoff ersetzt werden, obwohl der Weltmarkt für nachhaltig erzeugte synthetische Gase aktuell nicht existiert“, kritisiert Thomas Vogt, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Mitautor des offenen Briefes.
Die Unterzeichner, zu denen Extinction Rebellion, der BUND Brandenburg und beispielsweise PotsdamZero gehören, fordern daher, die bisherigen Planungen zu überdenken. Das Laufzeitende des Heizkraftwerks Süd im Jahr 2030 biete die Chance, „neue und nachhaltige Wärmekonzepte für Potsdam umzusetzen. Machen Sie die neuen Erkenntnisse aus der bald erscheinenden kommunalen Wärmeplanung für Potsdam zur Maßgabe für eine progressive Wärmewende in unserer Stadt“, heißt es im Brief., welcher auch auf der Webseite der Initiative auf tschuess-erdgas.de/offener-brief-waermewende veröffentlicht ist.