Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg e.V.; Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Brandenburg, Thomas Syring, Betriebsleiter Syringhof und Dr. Andreas Jende, Geschäftsführer Gartenbauverband Berlin Brandenburg e.V. (v.l.n.r.) zogen in Zauchwitz Bilanz. Foto: Elke Lange
Die anfänglich großen Erwartungen haben sich nicht erfüllt
Das Thema Wasser treibt auch Brandenburgs Landwirte um: Mal sehen sie sich mit längeren Trockenphasen konfrontiert und dann auch wieder mit erheblichen Niederschlägen. So fielen im Juni 30 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, 65 Liter pro Quadratmeter entsprechen dem vieljährigen Mittel. Die zu Beginn der Kornfüllung einsetzende Trockenheit hielt nahezu 30 Tage an. Die Folge sind kleine Körner und ein unterdurchschnittliches Gewicht.
Brandenburg verfügt über eine Gewässerinfrastruktur, die dazu geeignet ist, zur Lösung der beschriebenen Problemlagen beizutragen. Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass die Bauwerke teils stark sanierungsbedürftig sind und daher hohe Investitionen erforderlich machen. Die bereits in der ehemaligen DDR errichteten Stauanlagen, Schöpfwerke, Gräben, Vorfluter, Rückhaltebecken sowie Teiche ermöglichen eine zweiseitige Wasserregulierung, die in Trockenphasen das Wasser in der Fläche halten und in nassen Perioden das Wasser ableiten können. „Leider mangelt es mitunter am Willen, die bereits bestehende und funktionierende Infrastruktur zu erhalten, als Gemeinschaftsaufgabe zu sehen und zu finanzieren“, erklärt der Präsident des Landesbauernverbandes (LBV) Henrik Wendorff am Dienstag in Zauchwitz (Landkreis Potsdam-Mittelmark) im Rahmen der Ernteabschluss-Pressekonferenz des Landes Brandenburg. „Manch einer denkt, die Wiedervernässung von Mooren sei ein Allheilmittel bei der Anpassung an den Klimawandel und deren nach wie vor unrentable Nutzung die Zukunft der Landwirtschaft. Das zu glauben, wäre fatal“, ergänzt er.
Aktuell hoffen die Brandenburger Landwirte auf eine gute Maisernte, denn in vielen Regionen des Landes vermitteln die Bestände einen positiven Eindruck. Zirka 50 Prozent des angebauten Mais dient Nutztieren als Futtergrundlage, entweder in Form von Silage oder Maisschrot. Die anderen 50 Prozent dienen als Rohstoff für die Produktion von regenerativer Energie.
Die Landwirtschaft stehe vor großen Herausforderungen und vor einem gewaltigen Transformationsprozess, so Agrarminister Axel Vogel. „Landwirtinnen und Landwirte sind mit steigenden Risiken durch den Klimawandel konfrontiert. Sie müssen sich mit dem zunehmend kritischen Blick der Gesellschaft auf die landwirtschaftliche Produktion auseinandersetzen, mit schwankenden Preisen für landwirtschaftliche Produkte und mit Marktstrukturen, die unter anderem durch die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels geprägt sind. Dazu kommen Tierseuchen wie die Afrikanische Schweinepest und die ‚Vogelgrippe‘ H5N8. Unverändert werden auch Höchstwerte bei Pachtentgelten und Bodenpreisen über dem landwirtschaftlichen Ertragswert eingefordert“, so der Minister weiter. „Die im Gefolge von Corona entstandene, ganz neue Wertschätzung für regionale Produkte und die Anerkennung der Landwirtschaft als systemrelevanter Wirtschaftszweig sind Chancen, die wir nutzen müssen.“
In Brandenburg wurde in diesem Jahr nach Schätzungen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg auf einer Fläche von 497.700 Hektar Getreide angebaut, ein Minus von knapp 4.700 Hektar beziehungsweise einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Roggen bleibt die anbaustärkste Getreideart in Brandenburg, obwohl sich die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent auf 167.300 Hektar verringerte. Beim Hafer, Brandenburgs wichtigstem Sommergetreide, kam es zu einer deutlichen Ausdehnung der Anbaufläche um fast 26 Prozent auf 22.300 Hektar. Insgesamt verfügt Brandenburg über 1,3 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.
Die Brandenburger Obst- und Gemüsebetriebe bewirtschaften mit zwei Prozent einen vergleichsweise geringen Anteil der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Brandenburg. Für einen Teil konnte Dr. Andreas Jende, Geschäftsführer Gartenbauverband Berlin Brandenburg e.V., eine erste Bilanz ziehen. So ist trotz des verspäteten Erntebeginns beim Spargel das teilweise schlechte Vorjahresergebnis deutlich verbessert worden. Rund acht Prozent mehr als in 2020 wurden von den brandenburgischen Feldern geerntet.
Sorgen bereite ihm jedoch der Rückgang im Erdbeeranbau und bedingt durch die wirtschaftlich schwierigen Vorjahre die fehlende Reproduktion der Baumobstbestände. Mit 200 Hektar Erdbeeranbau ist der Umfang auf einen seit 2006 nicht mehr dagewesenen Tiefstand gesunken.