Gewerbetreibende fürchten um ihre Existenz, Anwohner um Lebensqualität
„Stoppt das realitätsfremde Verkehrskonzept für die Charlottenstraße“, heißt es auf Plakaten und Unterschriftenlisten, die in Geschäften ausliegen, Flyer werden in Briefkästen gesteckt.
„Wir fordern, dass die Verantwortlichen nicht ohne unsere vorherige Einbeziehung einen Beschluss fassen. Das bisherige Konzept ist unausgewogen, einseitig und hätte schwerstwiegende Folgen für uns Anlieger“, schreibt Rechtsanwalt Benno Fouhsel als Verfasser des Anschreibens für Anwohner und Gewerbetreibende in der Charlottenstraße.
Dreh- und Angelpunkt aus Sicht einiger Anwohner und Gewerbetreibenden sei dabei der Wegfall fast aller Parkplätze. „Geplant ist, nicht nur die Parkmöglichkeit, sondern jede Haltemöglichkeit für Kfz in der Straße abzuschaffen. Der Durchgangsverkehr soll unverändert für Straßenbahn, Busse, LKW und Autos mit Tempo 50 bestehen bleiben. Durch beidseitige Fahrradbahnen wird ein auch nur kurzzeitiges Halten unmöglich gemacht“, heißt es weiter in dem Anschreiben. Denn es fehle offensichtlich der Platz dafür. Ein Halten wäre demnach auf dem Fahrradweg oder der Fahrbahn möglich, Konflikte jeglicher Art wären dann in jedem Fall vorprogrammiert.
Wenigstens Kurzzeitparkplätze müssten erhalten bleiben, damit Geschäfte beliefert, Patienten zur Zahnarztpraxis gelangten oder auch ins Kabarett. Selbst wenn der Handwerker in den eigenen vier Wänden gebraucht wird, würden Stellmöglichkeiten fehlen und ebenso bei Um- und Auszügen von Anwohnern. Auch für Pflegedienste gebe es künftig keine Haltemöglichkeit mehr.
Es müsse andere Lösungen für die Charlottenstraße geben. Dabei habe man „nichts gegen den Fahrradverkehr“, so der einhellige Tenor im Gespräch mit einigen Gewerbetreibenden und Anwohnern der Charlottenstraße. Im Gegenteil. Man sei selbst mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs.
Ziel der Aktion ist vielmehr, dass die Charlottenstraße aus dem Konzept vorerst ausgegliedert und im Anschluss noch einmal neu gedacht wird. Es müssten auch die Belange der Anwohner und Gewerbetreibenden in ausreichendem Maße berücksichtigt werden, heißt es. Dabei ist die Gemeinschaft in der Charlottenstraße mit ihrem Anliegen offenbar nicht allein. Mehr als 1000 Unterschriften wurden nach eigenen Angaben bereits gesammelt. Die Zeit drängt, denn das Konzept zur autoarmen Innenstadt soll Anfang Mai bereits wieder Thema in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung sein. Bis dahin werden weitere Unterschriften gesammelt.