Großbeerener entscheiden am 22. Mai über die Zukunft des aktuellen Bürgermeisters Tobias Borstel
Am 22. Mai sollen die Einwohner von Großbeeren über die Zukunft ihrer Gemeinde entscheiden. Es geht dabei um die Abwahl des amtierenden Bürgermeisters Tobias Borstel (SPD).
Die Einleitung des Verfahrens zur Abwahl des Bürgermeisters ist ein bisher einmaliger Vorgang in Großbeeren. Die Unterstützer sehen dies aber als einzige Möglichkeit an, und legen die Entscheidung daher entsprechend den demokratischen Grundsätzen in die Verantwortung der Bevölkerung.
Die Bürgermeisterwahl 2018 – Ein Rückblick
Im Januar 2018 wurde Tobias Borstel bei einer Stichwahl mit knapper Mehrheit von 139 Stimmen in einer Stichwahl zum neuen Bürgermeister für Großbeeren gewählt. Wie Borstel selbst mehrfach während seines Wahlkampfs betont hat, sei er dem Amt des Bürgermeisters gewachsen, da er seine Erfahrungen aus dem Studium sowie der langzeitlichen Mitarbeit bei Frank Walter-Steinmeier (SPD) einbringen kann.
Dies sieht besonders die Vereinigung „Ja zu Großbeeren“ der Martin Wonneberger (CDU/FDP), Dirk Steinhausen (WfG), Jan Bartoszek (Unabhängige Bürger), Daniel Krause (Bündnis 90/ Grüne) und Irene Pacholik (LINKE) angehören etwas anders. Als Unterstützer der Abwahl kritiseren sie besonders den Umgang des derzeitigen Bürgermeisters mit angeblichen Erfolgen, die er für die Gemeinde erreicht hat. In diesem Zusammenhang werden besonders Prestigeprojekte, wie Kita- und Hort Neubau oder auch der Schulerweiterungsbau angeführt. Diese würden noch auf seinen Amtsvorgänger und die vorherige Gemeindevertretung zurückgehen, argumentiert die Vereinigung. Der amtierende Bürgermeister hätte im Prinzip die Gebäude lediglich eröffnet, sei aber nicht maßgeblich an der Entwicklung und Entstehung beteiligt gewesen.
Im weiteren sind es Themen wie die Vorbereitung des Wochenmarkts, freies Internet in allen Ortsteilen und der Busbahnhof deren ursprüngliche Ideenfindung, Initiation und Planung teilweise viele Jahre zurückliegen.
Für Dirk Steinhausen von „Ja zu Großbeeren“ liest sich die Bilanz des Bürgermeisters nach vierjähriger Amtszeit eher wie eine Geschichte des Stillstands: „Für die Mehrheit der Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter ist ein Miteinander mit dem Bürgermeister Tobias Borstel nicht mehr vorstellbar. Mit dem von über zwei Dritteln der Mitglieder der Gemeindevertretung eingebrachten Abwahlantrags soll die Zeit des Stillstands beendet und Platz für einen Neuanfang in Großbeeren gemacht werden.“
Verhärtete Fronten
Diese Anschuldigungen möchte Tobias Borstel so nicht stehen lassen und argumentiert: „Der Auftrag zur Planung und Errichtung des Kita-Neubaus ist vom 3. März 2020. Der Auftrag zur Planung und Errichtung des Schulerweiterungsbaus ist vom 28. Februar 2020. Zum Zeitpunkt meines Amtsantritts war davon die Rede, Containerbauten auf dem derzeitigen Parkplatz der Schule aufzustellen, mehr nicht. Beide Projekte wurden 2021 fertiggestellt. Für den Kita-Neubau Bahnhofstraße wurden Fördermittel in Höhe von 625.000 Euro vom Land mit Fördermittelantrag vom April 2019 akquiriert. Auch für den Schulerweiterungsbau wurden Fördermittel in Höhe von 1.075.000 Euro vom Land, ebenfalls 2019, akquiriert. Es ist belegbar, dass beide Projekte innerhalb meiner Amtszeit geplant, gefördert und umgesetzt und nicht vom Amtsvorgänger in die Wege geleitet wurden.“ Diese Behauptungen seien nach Borstels Aussage schlichtweg unwahr. Genauso verhalte es sich mit allen anderen Vorwürfen der Abwähler. Eine Planung zu einer Ausschreibung eines Wochenmarkts hätte es vor seiner Amtszeit nie gegeben. „Zum ersten Mal haben wir uns damit 2019 beschäftigt und haben den Beschluss 2021 gefasst, einen Wochenmarkt auszuschreiben. Diese Leistungsbeschreibung ist ab 2019 entstanden und ist bis 2021, mit viel Gegenwind aus der Politik gewachsen.“
Das Thema „Freies Internet in den Ortsteilen“ wurde, laut Borstel, ab 2019 und den Folgejahren umgesetzt. „Erst nachdem ein neuer IT-Fachmann durch mich eingestellt wurde, konnte dieses Projekt überhaupt erdacht und umgesetzt werden.“
Der derzeitige Bürgermeister von Großbeeren zeigt sich über die Kampagne gegen seine Person zutiefst enttäuscht. Berichtet, dass die Abwähler sich eher durch Emotionen als von Fakten leiten lassen würden. „Mir fällt es schwer zu glauben, dass der einzig lindernde Weg die Abwahl des Bürgermeisters sein soll“, so Borstel. „So vertraue ich auf die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger, die am 22. Mai für Klarheit sorgen werden.“