Wie barrierefrei sind Altstadt und Großer Hafen?
Es gibt viele verschieden Formen von Behinderungen, und so sind auch die Bedürfnisse beim Thema Barrierefreiheit sehr unterschiedlich. Blindenleitsystem, Orientierungspunkte, Bordsteinabsenkungen, Straßen- und Wegbeschaffenheit, Parkplätze, Toiletten, Öffnungszeiten, Straßenschilder, Straßennamen und vieles mehr wird von vielen Bürgern nur am Rande wahrgenommen. Doch für Menschen mit Behinderung ist die Art und Weise, in der diese Dinge ausgestaltet sind, entscheidend dafür, wie und ob sie sich in der Öffentlichkeit zurechtfinden und selbstständig am öffentlichen Leben teilhaben können.
Ausgestattet mit den Materialien der „Aktion Mensch“ und inspiriert durch das diesjährige Motto für den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen „Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel“ werden im Rahmen der Barrierenchecker-Touren bestimmte Bereiche in einer Stadt auf ihre barrierefreie Ausgestaltung überprüft. Organisiert werden diese Touren von der Behindertenbeauftragten des Landkreises, Johanna Fischer. Ziel der Barrierenchecker-Tour ist es, bei den Vor-Ort-Terminen gemeinsam mit Menschen mit Behinderung und örtlichen Ansprechpersonen die Gegebenheiten an spezifischen Knotenpunkten in einer Stadt zu überprüfen. Für die Teilnehmer sind dabei stets kleinere und größere Aha-Momente dabei.
Zwei dieser Touren fanden kürzlich in der Lübbenauer Altstadt und am Stadthafen in Senftenberg statt. In Lübbenau ging es am 7. September vom Rathaus zum Großen Hafen. Gemeinsam mit Vertretern der Stadt, des Tourismusverbandes, der AWO Beratungsstelle für Menschen mit Hörbehinderung, Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, der AG Behindertenhilfe und des Behindertenbeirates aus Senftenberg sowie einer Touristenführerin, die Touren für Menschen mit Hörbehinderung durchführt, wurden diverse Baustellen aufgezeigt, aber auch positives hervorgehoben. So ist es Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung auf dem Rathausplatz nicht möglich ohne fremde Hilfe den Hafen zu finden. Hier fehlen Orientierungspunkte. An zahlreichen Stellen erschweren Kopfsteinpflaster und Bordsteinkanten das Vorankommen vor allem für Menschen im Rollstuhl. Positiv zeigte sich das Vorhandensein einer barrierefreien Toilette am Hafen, und dass auch für Rollstuhlnutzer Kahnfahrten ermöglicht werden können.
Mit den Eindrücken und dem Austausch im Rahmen der beiden Touren können die Beteiligten nun Lösungsvorschläge erarbeiten und so in der Abwägung aller Interessen und Bedürfnisse der Menschen, die die entsprechenden Bereiche nutzen, eine optimale Ausgestaltung finden. Das, was schon als gut bewertet wurde, kann Vorbild für neue Projekte sein. Unterstützung erhalten Privatpersonen, Städte, Kommunen und Unternehmen bei Fragen und Problemen rund um das Thema barrierefreies Bauen von Johanna Fischer. Auch die Mitglieder der AG Behindertenhilfe, des Blinden- und Sehbehindertenverbandes und des Behindertenbeirates unterstützen stets bei diesen Prozessen. Die Mischung aus Theorie und Praxis und die Sicht von Menschen mit und Menschen ohne Behinderung ermöglichen durch das barrierefreie Bauen ein gleichberechtigtes Miteinander in der Gesellschaft. Aus diesem Grund ist der Austausch, der mit den Barrierenchecker-Touren ermöglicht wird, sehr wichtig.