Seit 50 Jahren bauen sie alles selbst: Die Mitglieder des Potsdamer Sportboot-Club Havelland sind echte Alleskönner. Am Anfang war es die Materialknappheit in der DDR, die zum Selbstbau verleitete. Heute wollen sie die Kosten des Wassersports niedrig halten, damit er für alle bezahlbar bleibt. Am vergangenen Wochenende wurde der 50. Geburtstag des Vereins im Zentrum-Ost mit Ehrengästen aus Stadt- und Landespolitik gefeiert.
„Boot bauen ist viel schöner als Boot fahren“, sagten sich die Gründungsmitglieder des Sportboot-Club Havelland (SBC), als sie vor 50 Jahren ihren Verein auf der Freundschaftsinsel gründeten. Daher auch der ursprüngliche Name „MC Freundschaft“, der heute wie ein Relikt aus kommunistischen Tagen klingt. Gebaut und gewerkelt haben sie hier schon immer und tun es bis heute. Ob Schuppen oder Spielplatz, alles wird in Eigenregie fertiggestellt, erzählt der frisch gekürte Vorsitzende Klaus Peters, der selbst erst vor sieben Jahren dazugestoßen ist. Dieses Gefühl des Miteinanders stand von Anfang an im Mittelpunkt des Vereins, der bis heute Wassersport bezahlbar machen und für alle ermöglichen will.
Am vergangenen Samstag, auf den Tag genau 50 Jahre nach der Vereinsgründung am 14. August 1971, wurde der runde Geburtstag mit einem großen Fest und Ehrengästen am Standort im Zentrum-Ost gefeiert. Hierher mussten die Wassersportler schon eineinhalb Jahre nach der Gründung ausweichen, denn die Freundschaftsinsel sollte für die „Weltfestspiele der Jugend“ 1973 in Berlin umgestaltet werden. Mitten im eisigen Winter mussten sie also auf die andere Seite der Havel umziehen, zu einer Zeit, als das Zentrum Ost gerade erst gebaut wurde und weder Humboldtbrücke, noch Nuthestraße existierten. Ein Gelände, das mitten im Winter auf dem Landweg nur schwer zu erreichen war. Im Verein erinnert man sich deshalb umso mehr an die Hilfe der sowjetischen Soldaten, die beim Transport der mehr als 100 Boote halfen. Journalist Klaus Peters hat die Vereinsgeschichte zum Jubiläum aufgeschrieben und erzählt von einem tragischen Vorfall beim Umzug: Ausgerechnet ein Nichtschwimmer kenterte und fiel ins eiskalte Wasser. Ein Retter sprang hinterher. Die Aktion endete für beide zwar glimpflich aber etwas unterkühlt im Krankenhaus. Wer das Gelände heute betritt, kann noch erkennen, wieviel Eigenarbeit geleistet wurde: Man nahm, was man bekommen konnte und so erstaunt es wenig, dass ein Schuppen am Eingang auf seltsame Weise an Zugabteile erinnert. Potsdam hatte ein großes Bahnwerk, deshalb wurden auch ehemalige Waggonteile verbaut. Und um einen richtigen Anlegesteg zu bekommen, wurden im Einvernehmen mit einem befreundeten Forstwirt 80 Bäume in einem Wald gefällt und an die Havel transportiert.
Aktive Nachwuchsarbeit für die Sportjugend
All das ist längst Geschichte. Heute wird der Verein vor allem für seine aktive Nachwuchsarbeit geschätzt. Da es nur eine begrenzte Anzahl an heiß begehrten Bootsliegeplätzen gibt, haben sich für die Jugend weitere wassersportliche Aktivitäten wie die Kajakabteilung mit mittlerweile 20 Mitgliedern oder das seit drei Jahren angebotene Stand-up-Paddling bewährt. Auch im Schlauchboot-Geschicklichkeitswettbewerb glänzt die Vereins-
jugend und die Peter-Joseph-Lenné-Gesamtschule führt hier seit 18 Jahren einen Teil ihres Sportunterrichts mit Kanadiern durch. Das Engagement für die Jugend schätzt auch Kulturministerin Manja Schüle, die die Vereinsmitglieder durch einen Besuch im Bundestag kennen gelernt hat und seither zu allen Sommerfesten kommt.Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert fühlt sich hingegen an seine eigene Kindheit im Zentrum Ost und an seine Schulzeit in der heutigen Lenné-Gesamtschule erinnert. Beide gratulierten am Samstag zum runden Geburtstag.
Der Pachtvertrag für das Gelände wurde von der Stadt erst kürzlich bis 2040 verlängert. Dennoch befürchtet Klaus Peters, dass es einige Abstriche geben könnte, denn die Stadt plant im Zuge ihres Uferwegskonzepts auch den an der Havel ansässigen Vereinen Gelände für einen öffentlichen Durchgang zu nehmen. Dabei wäre das hier gar nicht nötig, denn direkt vor dem Vereinsgelände führt ein perfekt asphaltierter Weg entlang. Eins ist jedoch in jedem Fall sicher: Dieser Verein wird auch weiterhin dafür sorgen, dass Wassersport für alle bezahlbar bleibt. Denn wer selbst baut, kann auch die Preise bestimmen.