Dahme-Spreewald leitet Tierseuchenabwehr ein
Dahme-Spreewalds Amt für Veterinärwesen, Verbraucherschutz und Landwirtschaft hat nun in Abstimmung mit der unteren Jagdbehörde die ersten Maßnahmen zur Feststellung der Verbreitung und Verhinderung der weiteren Ausbreitung angeordnet. Die Afrikanische Schweinepest ist eine ansteckende Erkrankung der Haus- und Wildschweine. Für den Menschen ist die anzeigepflichtige Tierseuche ungefährlich. Der Landkreis hat gemäß der Schweinepest-Verordnung in einer heute veröffentlichten Allgemeinverfügung (Amtsblatt Nr. 27 – 2020) das Gefährdete Gebiet in Dahme-Spreewald amtlich festgelegt.
Dieses Gebiet ist Teil der Restriktionszone, welche mit einem Radius von mindestens 15 Kilometern um den Fundort zu bilden ist. Betroffen sind in Dahme-Spreewald die Stadt Lieberose mit den Ortsteilen Goschen, Blasdorf, Trebitz sowie die Gemeinde Jamlitz mit den Ortsteilen Ullersdorf und Leeskow. Für das nun festgelegte Gefährdete Gebiet hat die Amtstierärztin Dr. Jana Guth unter anderem folgende Maßnahmen verfügt:
• Jagdverbot für alle Tierarten, um möglicherweise infiziertes Schwarzwild nicht unnötig aufzuschrecken
• Verstärkte Fallwildsuche und Anzeigepflicht von gefundenem Fallwild
• Kennzeichnung, Probenahme, Bergung und unschädliche Beseitigung aller Wildschweinkadaver erfolgt nur unter hygienischen Bedingungen durch geschultes Personal
• Anzeige-, Hygiene- und Verbringungsauflagen der schweinehaltenden Personen
• Ausfuhrbeschränkung von frischem Schweinefleischprodukten
• Untersagung von Veranstaltungen mit Schweinen
• Nutzungsuntersagung für land- und forstwirtschaftliche Flächen (z.B. Ernteverbot für Maisfelder)
• Leinenzwang für Hunde
Um den Fundort im Ortsteil Sembten in der Gemeinde Schenkendöbern wird eine Kernzone mit einem Radius von mindestens drei Kilometern mit elektrischen Wildschutzzäunen gesichert, bestätigt das Verbraucherschutzministerium. Mit dem durch den Landesforstbetrieb unterstützten Aufbau der Zäune wurde bereits am heutigen Freitagnachmittag begonnen. Außerdem wird das Gefährdete Gebiet mit Schildern und Hinweistafeln markiert − die Vorbereitungen hierfür laufen in Dahme-Spreewald-Kreis auf Hochtouren. In dem auszuschildernden Seuchengebiet sind neben Maßnahmen zur Bekämpfung der Tierseuche im Wildbestand auch Maßnahmen im Bereich Hausschweine umzusetzen.
Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher sagte in Potsdam: „Alle Landwirte, Schweinehalter und Jäger in den betroffenen Gebieten sind umfassend über die aktuelle Lage informiert. Jetzt muss schnellstmöglich das Kerngebiet um den Fundort eingezäunt werden. Die aktive Fallwildsuche im Gefährdeten Gebiet läuft an. Schon heute kam eine Drohne zum Einsatz. Ich bitte alle Brandenburgerinnen und Brandenburger, die Restriktionszone nicht unnötig zu betreten.“
Dahme-Spreewalds Landrat Stephan Loge: „Der Ernstfall war für uns seit Längerem zu erwarten. Wir werden nun in Zusammenarbeit mit unseren Landwirten und Jägern alle notwendigen Seuchenabwehrmaßnahmen ergreifen, um die Afrikanische Schweinepest im Griff zu behalten und die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Unsere zuständigen Fachämter können dabei auf jahrelange Erfahrungen bei der Bekämpfung anderer Tierseuchen sowie regelmäßig Tierseuchenübungen, Schulungs- und Infoveranstaltungen für Jäger und Schweinehalter sowie für die ASP eigens angeschafftes Schutzmaterial zurückgreifen“. In Abhängigkeit der Entwicklungen am Wochenende werde am Montag abschließend über die Einberufung eines ASP-Krisenstabs in Dahme-Spreewald entschieden.
Vorbereitung auf den ASP-Ernstfall
Seit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Westpolen im November 2019 wurden die Bemühungen der Gefahrenabwehr besonders in den grenznahen Landkreisen Brandenburgs nochmals deutlich intensiviert. Zu den Schutzmaßnahmen, zu der ein rund 120 Kilometer langer Zaun entlang der deutsch-polnischen Grenze von Frankfurt/Oder bis nach Sachsen zählt, gehören auch die Anschaffung von mobilen Wildzäunen und speziellen Sammel- oder Annahmestellen. Letztere sind flächendeckend vorzuhalten, um im nun eingetretenen Seuchenfall auf kurzen Wegen potentiell infizierte, aufgefundene oder erlegte Wildtiere so schnell und hygienisch wie möglich zwischenzulagern, beproben und anschließend entsorgen zu können. Zu diesem Zweck hat der Dahme-Spreewald-Kreis erst Anfang September ein erstes Kühlhaus auf dem Gelände der Oberförsterei Lieberose in Betrieb genommen.
Drei weitere Kühlhäuser, bestehend aus je zwei sterilen Kammern, werden noch bis Monatsende an den Standorten der Landeswaldoberförsterei Hammer, Försterei Wüstemark in Zeuthen und am Gewerbegebiet Luckau installiert. Das Veterinäramt, Ordnungsamt und die untere Jagdbehörde bereiten sich seit vielen Monaten intensiv auf den stetig herangenahten Ausbruch der Tierseuche vor. Neben etlichen Schulungen, Übungsszenarien und rekordverdächtigen Wildbeprobungszahlen - auch infolge diverser Prämienanreize - sind vielfältige Anschaffungen auf Kreisebene getätigt worden.
Dazu zählen neben den Kühlsammelstellen, Bergungsgerätschaften und kilometerlange Schutzzaunsysteme. „Der Schutz von Hausschweinhaltungen sowie des gesunden Schwarzwilds hat oberste Priorität“, sagte Veterinärmedizinerin Dr. Guth. Im Landkreis halten derzeit etwa 250 Tierbesitzer insgesamt rund 20.000 Hausschweine.
Informationsangebot im Netz
Weiterführende Informationen zur Afrikanischen Schweinepest, wie beispielsweise ein Frage-Antwort-Katalog des Veterinäramtes, gibt es im Internetauftritt des Landkreises Dahme-Spreewald unter www.dahme-spreewald.info/de/asp. red/jr