Blick in den Neubau
Bei vielen Operationen ist ein Krankenhausaufenthalt nicht notwendig. Patienten können sich dann für eine ambulante Operation in einem modern ausgestatteten ambulanten OP-Zentrum entscheiden. So genießen sie die Sicherheit eines Krankenhauses, können aber in der Regel noch am selben Tag wieder nach Hause.
Das Klinikum Ernst von Bergmann (EvB) hatte Ende 2018 mit den Planungen für einen Anbau begonnen. Im Januar dieses Jahres nahm das AOPZ (ambulantes OP-Zentrum) mit drei neuen Operationssälen den Betrieb auf. Ziel ist es, die vorhandenen Ressourcen im Gesundheitswesen besser zu nutzen und den internationalen Rückstand Deutschlands beim ambulanten Operieren weiter aufzuholen.
„Mit den Planungen für den Anbau ans Haus BB wurde bereits Ende 2018 begonnen, um auf den sich abzeichnenden Trend der Ambulantisierung aber insbesondere auch die seit Jahren bestehenden räumlichen Engpässe im Bereich der Zentralen Notaufnahme und der Intensivstation zu reagieren. Die Ebenen 1 bis 3 mit der Erweiterung der Zentralen Notaufnahme und den Intensivstationen wurden bereits im Januar 2022 ans Netz gebracht. Das ambulante OP-Zentrum, kurz AOPZ, befindet sich in den Ebenen 4 und 5 und hat nun ein Jahr später den Betrieb aufgenommen“, so Hans-Ulrich Schmidt, Sprecher der Geschäftsführung am Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam (KEvB). Investiert wurden in den gesamten Anbau insgesamt 15 Millionen Euro, wovon 5,5 Millionen Euro auf das ambulante OP-Zentrum entfallen. Der Anbau hat eine Grundfläche von 1.700 Quadratmetern und erstreckt sich über fünf Etagen. Insgesamt steht das Gebäude auf 42 Bohrpfählen, die je eine Länge von 17 Metern aufweisen. Dazu sind 150 Tonnen Bewehrungseisen verbaut und zirka 120 Kilometer Kabel für Daten-, Strom-, Brandmeldeanlagen und die Sicherheitsstromversorgung verlegt worden. Eine Besonderheit bei dieser Baustelle war, dass bei jedem Anflug eines Rettungshubschraubers die Arbeiten eingestellt werden mussten, da sich der Hubschrauberlandeplatz in direkter Nähe befindet.
„Die drei Operationssäle sind mit modernster Medizintechnik wie beispielsweise OP-Leuchten, Überwachungsmonitoren und Narkosegeräten ausgestattet. Zudem sind in allen OP-Räumen jeweils sogenannte „Laminar-Air-Flow“-Deckensysteme installiert, welche die höchste Stufe hygienischer Anforderungen an die Lüftungsanlage gewährleistet“, erklärt Dr. med. Karin Hochbaum, Medizinische Geschäftsführerin. „Zusätzlicher Pluspunkt ist, dass alle drei Operationssäle Tageslicht haben. Bei Bedarf – zum Beispiel minimal-invasiven Operationen oder beim Einsatz eines medizinischen Lasers – können die Säle durch Jalousien abgedunkelt werden“, so Dr. Karin Hochbaum weiter.
Arbeiten für Rettungshubschrauber unterbrochen
Neben den OP-Sälen umfasst der Anbau eine Holding-Area mit 16 Aufwachbetten, Umkleiden für die Patienten, barrierefreie Sanitärräumlichkeiten und Administrations- und Aufnahmebereiche. „Das Ziel von ambulanten Operationen ist es, vollstationäre Krankenhausbehandlungen für die Patientinnen und Patienten zu vermeiden – natürlich immer unter der Prämisse, dass die Erkrankungsschwere und der Allgemeinzustand des Patienten dies zulassen“, so Dr. Karin Hochbaum.
Die Funktionsweise des Zentrums basiert auf Vorstellungen des Intensivmediziner und Anästhesisten Dr. Dirk Pappert. Er ist bereits viele Jahre im Klinikum Ernst von Bergmann tätig, kennt die Gegebenheiten vor Ort und Bedürfnisse von Patienten. Die Behandlungsräume seien nun vollständig kompatibel zum Zentral-OP. Damit habe man zwei infrastrukturell getrennte OP-Bereiche, die bei Havarien oder Pandemien unabhängig voneinander funktionieren können. “Es gibt keine technischen Brücken“, erklärt er.
Im ersten Schritt werden im AOPZ Eingriffe der Klinik für Augenheilkunde, der Gynäkologie und Urologie, der Allgemeinchirurgie und der Kardiologie durchgeführt. Darunter fallen Operationen wie der Graue Star, Implantation von Herzschrittmachern, Hernienoperationen, Metallentfernungen nach unfallchirurgischen Eingriffen oder auch Eingriffe an der Haut.