Drei Kilometer Straßen und viele weitere Vorhaben werden in diesem Jahr realisiert. Auch ein neues Energiekonzept ist in Arbeit.
Seit zehn Jahren wird daran gearbeitet, dass in ein komplett neuer Stadtteil von Potsdam entsteht. Die Arbeit, die lange Zeit fast theoretisch anmutete, mündet nun in immer mehr praktischen Schritten. In diesem Jahr werden unter anderem Straßen errichtet, die langsam erahnen lassen, wie der Stadtteil einmal wirken wird. Das ist aber nur einer von vielen Punkten, die in diesem Jahr umgesetzt werden. Gleichzeitig laufen auch Voruntersuchungen für die Nutzung von Geothermie, werden kilometerweise Leitungen verlegt und Vorbereitungen für die nächsten großen Infrastrukturvorhaben auf dem Areal geschaffen, wozu beispielsweise die sechszügige Gesamtschule zählt, die entstehen soll. „Aus der Vision wird etwas, das sich sehen lässt und das fertig wird“, betonte auch Oberbürgermeister Mike Schubert am Donnerstag bei der Vorstellung der Pläne für dieses Jahr. Dazu passe gut, dass die Stadtverordneten am Vorabend die Pläne für den Ausbau der Tramtrasse 96 beschlossen hatten, so Schubert. Baubeigeordneter Bernd Rubelt sieht damit viel Sicherheit für das Projekt. Er rechnet mit rund 200 Millionen Euro, die in die Verkehrs-Infrastruktur investiert werden müssten. Doch nicht nur dort gibt es Bewegung. „Das Quartier kriegt Kontur“, so Rubelt. Er gehe davon aus, dass es in anderthalb Jahren bewohnt sei.
Straßennetz entsteht in diesem Jahr
Aktuell hätten es Bewohner von Krampnitz noch schwer, sich zurechtzufinden und sich dabei nicht die Schuhe schmutzig zu machen. Denn es gibt bislang vor allem rudimentäre Wege, auf denen die Baufahrzeuge unterwegs sind. Das soll sich in diesem Jahr deutlich verbessern. Insgesamt entstehen rund drei Kilometer Straße, so der Baubeigeordnete Rubelt. Laut Bert Nicke, Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Potsdam, wird in dem Zug auch der alte Zugang nach Krampnitz von der B2 aus hergestellt. Direkt neben den Straßen auf dem Areal werden Regengärten angelegt: große Betonbecken, die bei Starkregen das Wasser auffangen und es langsam versickern lassen. Gleichzeitig reinigen die in den Gärten lebenden Pflanzen das Wasser, sodass es am Ende gefahrlos in den Krampnitzsee eingeleitet werden kann, hieß es am Donnerstag.
Auch bei der Namensfindung für die neuen Verkehrsadern auf dem Gelände sind die Planer inzwischen deutlich weiter. Nach ersten Überlegungen, wegen der Geschichte der Fläche auf Namen aus dem Militär, von Antifaschisten oder auf Pferderassen zurückzugreifen, hat sich am Ende eine andere Idee durchgesetzt. Die Straßen im Norden Potsdams könnten – mit dem Norden Europas als Vorbild – Schwedische, Norwegische, Isländische oder Finnische Allee heißen. Andere Straßen werden nach skandinavischen Hauptstädten benannt. Für das Bergviertel soll auf typische nordische Gewächse als Namensvorlagen zurückgegriffen werden. Der endgültige Beschluss dazu steht aber noch aus.
Bislang ist von den neuen Straßen aber noch nicht viel zu sehen. Die am Rande verlegten Leitungen lassen jedoch schon erahnen, dass die Computerdarstellungen des späteren Straßenzuges schon vergleichsweise schnell von der Realität überholt werden könnten. Insgesamt 14,5 Millionen Euro investiert die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) für das Leitungsnetz. 28 Kilometer Leitungen sollen es am Ende sein. Denn für das Viertel wird auch mit einem größeren Stromverbrauch als anderswo gerechnet. Allein die Stromtrasse ist elf Kilometer lang und für eine Abnahme von 14 Megawatt ausgelegt, was etwa 15 Prozent der Leistung der gesamten Stadt entspricht. Das liegt auch daran, dass ein großer Teil des Wärmebedarfs aus Wärmepumpen gedeckt werden soll. Das verringert im Gegensatz zu früheren Ansätzen für Krampnitz auch den Bedarf an Erdgas.
Wie das gehen kann, zeigt die Grundschule samt Kita, die als erstes im Viertel errichtet wird. Dort soll später einmal 40 Prozent des Wärmebedarfs alternativ gedeckt werden. Laut Bert Nicke geschieht das unter anderem mit Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen auf dem Dach, einem Wärmespeicher im Erdreich und der Energiegewinnung aus der Abluft durch eine Wärmepumpe.
Inwieweit das für ganz Krampnitz gelten kann, wird noch überlegt. Das ursprüngliche Energiekonzept aus dem Jahr 2017 war deutlich stärker auf Gas als Energieträger ausgerichtet. Mit dem Energiekonzept PLUS, das nun mithilfe einer Fachfirma erarbeitet wird, wird geschaut, wie auf die seither veränderten Rahmenbedingungen und Anforderungen reagiert werden kann. Die Untersuchungen für die Nutzung der Geothermie, die bereits Bestandteil des ersten Konzepts war, sollen im März oder April abgeschlossen sein. Beim Bohren sei man übrigens auf rund 20 Meter Braunkohleflöz gestoßen, berichtete Andreas Dietrich, Geschäftsführer der Krampnitz Energie GmbH. Die Kohle soll aber im Boden bleiben.